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Über krumme Linien und Rechtschreibunk

Über krumme Linien und Rechtschreibunk
Die folgenden Anwendungsfälle beziehen sich auf die Arbeit mit Stiften und Papier. Wer digital mitschreibt und -zeichnet, findet am Ende aber auch noch Hinweise für den Umgang mit Patzern am Grafik-Tablet.

Zahlendreher, Rechtschreibunk und Grammatik,

Wer schnell und vor Publikum schreibt, wird früher oder später das ein oder andere Wort in einer nicht ganz dem Duden entsprechenden Weise festhalten. Vor allem, wenn man Veranstaltungen festhält, die nicht in der eigenen Muttersprache gehalten werden oder (der Klassiker), wenn man sich so sehr darauf konzentriert, dass die Buchstaben schön werden, dass man ganz vergisst darauf zu achten, was man da überhaupt schreibt. Verzaget nicht, es gibt viele Optionen sich dem Duden wieder anzunähern:

  • Durchstreichen
    Wenn es ganz schnell gehen muss, streiche ich die betreffende Stelle einfach durch und schreibe die korrekte Schreibweise darüber. Das macht Sinn, wenn es mehr auf den Prozess (zum Beispiel ein Brainstorming) ankommt als auf das fertige Bild.
  • Humor
    Je nach Thema und Zielpublikum, ist ein humorvoller Umgang mit dem Verschreiber eine Gelegenheit die Stimmung aufzuheitern. Öfter als man denkt, geht es mehr um das soziale Miteinander und good-vibes als um das perfekte Ergebnis. Mit einer kleinen Anmerkung “Hoppala!” neben der Stelle oder einer hübschen Blume oder Wolke, die den Fehler verdeckt, lässt sich in diesen Situationen eine Korrektur vornehmen, die zeigt, dass Fehler machen in Ordnung ist und dazugehört. Mitunter ist diese Lektion für die Gruppe wertvoller als perfekte Rechtschreibkenntnisse.
  • Tipp-ex Roller
    Ihr wollt den Fehler lieber so korrigieren, dass er nicht mehr sichtbar ist? Wenn die Stelle, die ausgebessert werden soll, nicht allzu groß ist, ist das Berichtigen mit einem Tipp-ex Roller eine gute Lösung.
  • Papier-Streifen und Klebe-Roller
    Ist die Stelle größer, schneide am besten ein Stück Papier (am besten das gleiche Papier, das Ihr auch zum Zeichnen verwendet) in der passenden Größe zu und überklebt die missglückten Buchstaben.

Krumme Linien

Was, wenn der “Fehler” nicht den Text sondern Bilder oder Rahmen betrifft? Nun, der große Unterschied hier ist, dass es (anders als beim Schreiben) beim Zeichnen kein objektives Richtig und Falsch gibt. Daher würde ich diese Situationen auch anders angehen:

  • Mut zur Lücke
    Wenn Ihr beim Zeichnen von Rahmen oder Linien Lücken entstehen, ist das Beste was Ihr tun könnt diese einfach so wie sie sind zu belassen. Nachträgliches Korrigieren lenkt nur noch mehr Aufmerksamkeit auf die Stelle und macht das Bild in der Regel nicht besser (sondern genau das Gegenteil).
  • Krumme Linien
    Auch Linien, die nicht ganz gerade geworden sind, lässt man am besten einfach so, wie sie sind. Merkt euch, was Ihr beim nächsten Mal anders machen wollt. Aber korrigiert am bestehenden Bild nicht allzu viel herum. Es ist wie bei einem Kuchen: ist er mal gebacken, wird er nicht besser, wenn man nachträglich noch Butter oder Zucker drüberkippt. Aber: adaptiert das Rezept fürs nächste Mal.
  • Raster, Linienspiegel und Vorlagen
    Vorsorge ist ja bekanntlich eine gute Idee. Wer sich beim Gestalten leichter tun will, ist gut damit beraten einen Linienspiegel oder ein Raster als Grundlage zu benutzen. Legt das Blatt mit der Vorlage einfach unter das Blatt auf dem Ihr arbeiten wollt und paust die Linien ab. Meistens kann man diese Vorlagen aus der Entfernung nicht sehen. Sprich, eure Gruppe merkt es mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht einmal. Ich zeige meine Vorlagen dennoch immer gerne bewusst her, damit andere den Trick für sich auch nutzen können.

Platzmaaaaaaaaaangel

Ein Problem, über das Teilnehmer:innen von Flipchart-Seminaren regelmäßig klagen ist die Platzeinteilung auf dem großen Blatt. Texte passen mitunter nicht mehr ganz in die Zeile, wo sie hin sollen. Was tut man in solchen Fällen?

  • Planung
    Auch hier sind Raster und Linienspiegel ein gutes Mittel zur Abhilfe. Macht euch vorab Gedanken darüber, wie viele Inhalte Ihr habt und wie Ihr sie platzieren wollt. Dann gelingt das Layout gleich viel leichter.
  • Binde-Strich
    Wenn ein Wort nicht mehr in eine Zeile passt, ist es besser es mit einem Bindestrich zu trennen und in der nächsten Zeile weiterzuschreiben als krampfhaft zu versuchen es noch irgendwie reinzuquetschen oder die Zeile am Blattende nach unten zu biegen.
  • Neues Blatt
    Wenn euch der Platz auf einem Blatt ausgeht nehmt euch ein neues Blatt. Das klingt vielleicht einfach und einlauchtend, aber in der Hitze des Visualisierens wird diese einfache Lösung leider oft vergessen.
  • Enger / breiter schreiben
    Eine elegante Möglichkeit den Platz, den Ihr zur Verfügung habt sinnvoll zu nutzen ist es, die Breite Eurer Buchstaben zu variieren. Habt Ihr wenig Platz? Schreibt eure Buchastaben etwas schmaler. Wollt Ihr ein Banner füllen und habt zu weit links mit dem Schreiben begonnen? Macht die Buchstaben breiter.

Weitere Furchtbarkeiten

Fleckenteufel

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich verlasse längere Sessions am Flipchart mit überraschender Zuverlässigkeit mit bunten Händen und dem einen oder anderen Farbklecks auf meinem Gewand. Wenn es Euch auch so geht, hier meine Empfehlung: tragt schwarz :) auf schwarzer Kleidung sieht man die Flecken nämlich nicht. Die Farbe auf den Händen lässt sich mit Seife und einem Schwämmchen relativ gut entfernen (außer rot aus irgendeinem Grund - das ist sehr hartnäckig. Und natürlich auch genu die Farbe, die in rauen Mengen auf den Händen recht irritierend auf die Mitfahrer:innen in der Straßenbahn am Heimweg wirkt).

Perfektionismus

Der Tipp, den ich euch deshalb besonders an Herz legen will, weil er jener ist, mit dem ich mir persönlich am schwersten tue: denkt immer daran, dass es nicht perfekt werden muss. Seid nachsichtig mit euch. Und wenn Ihr gelernt habt, wie man das am besten tun, kommt zu mir und erzählt mir davon.

Digitales Arbeiten

Beim digitalen Arbeiten ist es sehr schnell und einfach möglich Linien wieder zu löschen und Texte zu korrigieren. Man braucht weder Tipp-ex noch Papier-Streifen für die Korrektur. Oft reicht ein simpler Klick auf den “Rückgängig machen” Knopf.

Das Tückische ist, dass genau diese “Einfachheit” sehr verlockend ist und man mitunter viel öfter als notwendig Dinge ausbessern will. Mein Tipp daher: korrigiert auch hier wirklich nur das Notwendigste. Nicht jede Linie muss aussehen, als ob sie mit dem Lineal gezogen wurde.

Was nehmen wir mit?

Je mehr Möglichkeiten Ihr in Eurem Werkzeugkoffer habt, auf eine Situation zu reagieren, desto gelassener und flexibler könnt Ihr euch den Herausforderungen stellen. Ich hoffe, ich konnte euren Werkzeugkofer um das eine oder andere Tool ergänzen.

Wisst Ihr, was der größte Unterschied zwischen Meister:in und Schüler:in ist? Die Anzahl der Fehler des:der Meister:in übertrifft bei weitem die Anzahl der Versuche des:der Schüler:in. In dem Sinne: wagt es zu scheitern. Mit jedem Fehler lernt Ihr und werdet besser.

Habt Ihr noch weitere Beispiele von Dingen habt, die mal nicht nach Plan laufen? Oder Fragen zu kniffligen Situationen beim Visualisieren? Schreibt mir, und wir können die Liste gerne noch ergänzen :)

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